Sehenswürdigkeit
Liebfrauenkirche
Nach Abbruch einer kleineren Kirche wurde im Jahre 1286 an gleicher Stelle der Grundstein zu dieser Kirche im Beisein des Landgrafen Heinrich I. gelegt. Ein Bauwerk, das als nationales Kulturdenkmal der Bundesrepublik anerkannt wurde. Die Menschen damals brauchten allerdings etwas längere Zeit für ein derartig großes Bauwerk, als dies heute der Fall ist. Sie hatten fast 100 Jahre dazu nötig, dieses Meisterwerk gotischer Baukunst zu vollenden. Bedenkt man weiterhin, dass Frankenberg damals nur etwa 1200 Einwohner hatte und diese ein derart großes Bauwerk errichteten, muss man ihre Leistung für uns heute als unermesslich hoch einschätzen.
Das Langhaus, ein dreischiffiger Hallenbau, war 1337 fertig. Der von Tyle von Frankenberg vergrößerte Chor wurde 1353 geweiht. Es folgten der Kirchturm 1359 und die Marienkapelle gegen 1380. Wie heute, wandelten sich auch damals im Laufe der Zeit die Ansichten. Man begann mit dem Bauwerk an der Westseite in der Frühgotik und vollendete es in der Spätgotik mit dem heute wertvollsten Teil, der Marienkapelle. Der Außenbau ist streng frühgotisch mit Strebepfeilern und Kreuzgesims. Die Portale dagegen sind reicher gegliedert, besonders das Südportal.
Nach dem großen Brand von 1476 wurde bei der Restaurierung am Ende des 15. Jahrhunderts das Gewölbe mit gotischer Rankenmalerei ausgeschmückt, da offensichtlich die Zünfte hierbei beteiligt waren, finden wir hier ihre Zunftzeichen (Schere, Schuhe, Beil, Hufeisen) abgebildet. Die wertvollen Malereien wurden in späteren Jahren übermalt, zufällig entdeckt und 1962 - 1964 wieder freigelegt.
Marien-Kapelle - Schmuckstück spätgotischer Architektur
Ein besonderes Schmuckstück spätgotischer Architektur ist die nur von außen zugängliche Marien-Kapelle. Sie wurde von dem Frankenberger Bürger Johannes von Cassel gestiftet und um 1370 bis 1380 von Tyle von Frankenberg erbaut. Über einem unregelmäßigen Achteck-Grundriss wächst der schlanke Bau turmartig empor. Über dem Portal (Tympanon) befand sich eine Darstellung der Marienkrönung. Besonders gut erhalten und sehr eindrucksvoll ist an der linken unteren Seite des Tympanons ein Charakterkopf. Im Inneren der Kapelle befindet sich ein 6,5 m hoher steinerner Marienaltar.
Durch Kirchenreformen des Landgrafen Moritz des Gelehrten von Hessen-Kassel erlitt die Liebfrauenkirche im Jahre 1606 schwere und unersetzliche Verluste. Alle Statuen, Kruzifixe und Heiligenbilder wurden aus der Kirche und der Marienkapelle entfernt und größtenteils zerstört. Die Liebfrauenkirche und die Marienkapelle wurden dadurch ihres schönsten Schmuckes beraubt. Eine Empore, die nach der Reformation eingebaut wurde und mit wertvollen Balkenköpfen von dem Frankenberger Meister Philipp Soldan (ca. 1500 bis 1570) ausgeschmückt war, wurde 1864 entfernt. Einen großen Teil dieser Balkenköpfe kann man im Museum im Kloster Frankenberg im früheren Kloster St. Georgenberg betrachten.
Das beträchtliche Alter von mehr als 700 Jahren konnte die Liebfrauenkirche nur erreichen, weil man sie immer wieder instandsetzte. So wurde auch von 1978 bis 1988 erneut eine umfassende Sanierung des Bauwerks mit Kosten von 5 Mio. DM durchgeführt, die dazu beitragen mag, dieses Meisterwerk gotischer Baukunst auch der Zukunft zu erhalten.